Reisemobil

Caravan-Salon: Dämpfer in Sachen E-Mobilität - VW lässt auf sich warten

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Aktuell können Ausbauer wie Ventje den VW ID. Buzz nur mit kurzem Radstand ordern Foto: Ventje

Während die Nutzfahrzeug-Sparte von Volkswagen den versprochenen Debüttermin für einen ID.California nicht halten kann, werden auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon zwei neue ID.Buzz-Camper vorgestellt. Und die belegen: E-Camper werden wohl noch lange eine Sache für gut betuchte Fans und Pioniere bleiben.

Der große Durchbruch in puncto Elektromobilität lässt bei den Wohnmobilen noch auf sich warten. Das ist die Erkenntnis nach einem Rundgang durch den Düsseldorfer Caravan-Salon. Die Serienversion des von Bürstner angekündigten ersten vollwertigen Elektro-Reisemobil, ein sechs Meter langer Lineo-Kastenwagen 590 auf Basis des großen Ford E-Transit, wurde ebenso auf einen nicht näher bestimmten Termin verschoben wie der ursprünglich für 2025 versprochene ID.California. VW und Ford begnügen sich bei den Neuauflagen von California und Nugget mit den Plug-in-Versionen vom T7 Multivan beziehungsweise dem Transit Custom. Mercedes verzichtet komplett auf die Zwischenlösung als Teilzeitstromer, wartet mit einem vollelektrischen Marco Polo aber auch, bis 2026 die V-Klassen- und EQV-Nachfolge auf einer neuen Plattform ansteht. Und das Projekt eines E-Teilintegrierten, das Knaus schon vor zwei Jahren in einer Studie präsentiert hat, kommt auf dem Weg zur Serienreife ebenfalls nicht entscheidend voran.

Speziell die Meldung, dass das noch von Ex-VW-Chef Herbert Diess für 2025 angekündigte Debüt eines Campers auf ID.Buzz-Basis nicht zu halten ist, hat viele geschockt. Da man dem Vollzeitstromer ähnliches Kultpotenzial zuspricht wie den herkömmlichen Generationen des VW Bullis, galt der E-Camper auch als Hoffnungsträger für die gesamte Caravaning-Branche auf den schwierigen Weg in die Elektromobilität. Dieser Optimismus hat einen kräftigen Dämpfer erhalten. Auch wenn Volkswagen beteuert: Es werde weiterhin an einer solchen Variante des ID.Buzz gearbeitet, aber ein genaues Datum bis zur Fertigstellung könne man nicht nennen, heißt es aus der Nutzfahrzeug-Abteilung in Hannover. Irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll es aber soweit sein.

Aber gibt es nicht schon ausgebaute ID.Buzz-Camper? Gewiss, der externe Ausbauer Alpincamper hatte bereits zu Jahresbeginn den ersten VW-Vollzeitstromer präsentiert. Auf dem Caravan-Salon stehen nun zwei neue Varianten des holländischen Herstellers Ventje und von Nord-Van aus dem schleswig-holsteinischen Neumünster auf den jeweiligen Ständen in der Campervan-Halle. Warum können die das - und VW nicht?

Einen ID.California, oder wie immer die E-Version heißen wird, baut VW aus Platzgründen in jedem Fall erst auf dem langen Radstand des ID.Buzz auf. Der ist zwar bereits vorgestellt, kommt aber erst Anfang 2024 auf den Markt. Aktuell können die Ausbauer deshalb nur den knapp unter fünf Meter langen Stromer mit kurzem Radstand ordern und müssen sich deshalb mit eher spartanischen, zum Teil modularen Ausstattungen ohne Aufstelldach begnügen, die dem hohen California-Standard nicht genügen würden.

Lediglich für den eVentje ID.Buzz soll auch ein eigenes, nach hinten öffnendes Dach angeboten werden. Das treibt den Preis dann über die 100.000-Euro-Marke, garantiert aber damit auch im Innenraum Stehhöhe. Der Küchenblock mit Induktionskochfeld befindet sich quer im Heck eingebaut und ist von innen und außen nutzbar. Die Sitzgruppe lässt sich als 4-Sitzer mit Tisch oder als Ecksofa konfigurieren und verwandelt sich zum Schlafen in ein 2,00 x1,40 Meter breites Bett. Ein Solarpanel auf dem Aufstelldach soll für mehr Autarkie sorgen.

Der ID-Bee von Nord-Van bietet ein Längssofa, das sich in ein großes Bett verwandeln lässt, und eine Küche mit Ceran-Kochfeld, Kühlbox, Faltwaschbecken und einem Wassersystem, das auch eine Außendusche einschließt. Auf Wunsch kann eine Trockentoilette und ebenfalls ein Solarpanel geordert. Ein Aufstelldach ist hier nicht vorgesehen. Hier startet die Preisskala knapp über 80.000 Euro.

Elektro-Camper bleiben wohl noch eine ganze Weile eine Sache für gut betuchte Fans und Pioniere. Das liegt natürlich am Preis, an Reichweiten und vor allem am Gewicht, da gerade in der gewichtssensiblen Branche die schweren Batterien die oft knapp bemessenen Zulademöglichkeiten massiv einschränken. Eine gerade in Arbeit befindliche Änderung der EU-Führerscheinrichtlinie sieht für den B-Führerschein zwar ein Anheben des Gewichtslimits für Wohnmobile von 3,5 auf 4,25 Tonnen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben vor, greifen dürfte diese Änderung allerdings wohl erst 2025, wie Daniel Onggowinarso, der Geschäftsführer des Caravaning-Industrie Verbandes Deutschland (CIVD) vermutet.

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