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Sonst noch was? - Auch wieder nicht richtig

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  • 5. Juli 2024, 15:39 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SPX

Zölle auf Gerüche wären eine Idee. Bislang hatte die aber noch niemand. Also die Idee. Andere schon. Aber das sorgt nicht umfassend für Zufriedenheit.

Mit der Wirtschaftspolitik ist das so eine Sache. Da will man als guter, seinen Wählern verpflichteter Politiker helfend eingreifen, um die eigene Industrie zu schützen, und dann ist das auch wieder nicht recht. Jedenfalls waren die Stimmen derer, die ein Eingreifen der EU zugunsten heimischer E-Autos im Wettbewerb mit den von China subventionierten Marken für eher mittelgut hielten, ziemlich laut. Geholfen hat es höchsten ein bisschen.

Jedenfalls hat die EU nun Zölle erhoben, aber erstmal nur bis November. Als ob bis dahin die große Welle aus China käme. Ob beispielsweise BYD sich von 17,4 Prozent Zöllen abschrecken lassen wird, wagen wir mal zu bezweifeln. Und bei den zum Teil zweistelligen Stückzahlen, die einzelne Hersteller bislang aufweisen, ist die ganze Zoll-Diskussion ohnehin ziemlich überflüssig.

Wahrscheinlich lesen zu viele Wirtschaftspolitiker, dass manche Autos in China recht günstig angeboten werden, übersehen aber, dass es von dort nach hier noch ein paar Runden zusätzlichen Aufwandes bedarf, beispielsweise bei der Anpassung an hiesige Vorschriften.

Der Handel hätte ja auch gerne seinen Teil ab, Umsatzsteuer kommt auch noch drauf und schon kostet auch der elektrische chinesische Kleinwagen hier dann eher 30.000 Euro als die befürchteten 20.000 Euro. Zumal man ja als ordentlicher Marktteilnehmer auch mitnimmt was geht. Also chinesische Subventionen einerseits und hohe europäische Preise andererseits. Aber das versteht man als aufgeregter Politiker nicht immer.

Verstehen müssen wir unsererseits immer wieder seltsam formulierte Pressemeldungen. Diesbezüglich hat uns dieser Tage die britische-bayrische Firma Mini verwirrt. Die schrieb uns, dass der neue elektrische John Cooper Works jetzt in Goodwood den Hügel hoch eilt und von daher dort erstmals zu sehen sei, die Weltpremiere aber erst später im Jahr stattfindet. Wie bitte?

Also nach unserem altvorderen Sprachverständnis ist eine Premiere dann, wenn etwas erstmals zu sehen ist. Bei einer Weltpremiere hängt man den Begriff etwas höher, weil man meint, die ganze Welt wäre interessiert. Wenn das Autochen aber nun in Goodwood erstmals rumfährt und zu sehen ist, wäre das doch eine Premiere? Und die gibt es eben nur einmal. Um das Marketinggeschwätz mal auf eine andere Ebene runterzubrechen: Wenn meine Hobbyband demnächst zum ersten Mal ein neues Stück zum Besten gibt, ist das natürlich auch eine Weltpremiere. Interessiert eben nur keinen.

Anders als die Beurteilungen der amerikanischen Verbraucherschutzorganisation J.D. Power. Die erregen auch diesseits des Atlantiks regelmäßig ein paar Gemüter, weil just die europäischen Edelmarken meist nicht so gut abschneiden wie erwartet. Ganz vorne liegen einfach zu handhabende, robuste Pickups. In der letzten Runde kam eine neue Kategorie der Kritik dazu. Die Kunden beklagten schlechte Gerüche in den Innenräumen. Anders gesagt: Das Auto stinkt. Jetzt könnte man es sich als mehr oder weniger scharfzüngiger Kritiker leicht machen und die Schlussfolgerung ziehen, dass so etwas nur natürlich ist, wird doch immer häufiger der Einsatz von recyceltem Abfall in Verkleidungen und Sitzbezügen werblich hervorgehoben. Aber so billige Gags wollen wir uns dann doch verkneifen.

Warum die Karren olfaktorisch auffällig sind, wissen wir wirklich nicht. Uns ist bei den neuerdings zollgeschützten Autos auf dem heimischen Markt schon länger keines mehr untergekommen, das geruchlich ernsthaft belastend wäre. Nicht mal bei denen aus China.

Der zweite Kritikpunkt der Kunden ist die immer komplexere Bedienung mit gut versteckten, verschachtelten Menüs im hochauflösenden Display, also dem schicken Ding mit den vielen Tatschern drauf. Das können wir gut nachvollziehen. Die Zeiten, da man sich in ein neues Auto einfach reinsetzen und losfahren konnte, sind jedenfalls vorbei. Das gefällt den Kunden in den USA wohl nicht. Und uns hier übrigens auch nicht. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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