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Test: Kymco X-Town 300i - Weiter gut

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Nach wie vor ist der X-Town CT 300 kein echter 300er Foto: fbn

Die X-Town-Roller von Kymco sind keine Highend-Produkte. Sie verbinden einen günstigen Preis mit dem für das Fahren Notwendigen. Nicht mehr, und auch nicht weniger.

Vier Jahre ist es her, dass wir uns zuletzt mit Kymcos Einstiegsmodell in die 300er Mittelklasse der Motorroller beschäftigt haben. Nun kommt das Nachfolgemodell auf den Markt: Es trägt nicht nur einen modifizierten Namen, sondern weist zudem konzeptionelle Änderungen, neue Technik, ein wesentlich hübscheres Kleid und einen deutlich gesunkenen Benzinverbrauch auf.

Nach wie vor ist der X-Town CT 300 kein echter 300er. Der Hubraum des flüssigkeitsgekühlten Einzylindermotors beträgt 276 Kubikzentimeter. Im Zuge der Bemühungen um Emissions-Reduktion hat die Leistung etwas gelitten: Aus 18 kW/24,5 PS/wurden 16,8 kW/22,9 PS. Auch das maximale Drehmoment sank leicht von 25 auf 24 Newtonmeter. Für beide Werte sind moderat höhere Drehzahlen erforderlich als zuvor. Gleichgeblieben ist aber die Höchstgeschwindigkeit von 117 km/h; wir erreichten laut Tacho 130 km/h, wobei der Drehzahlmesser stramme 8.000 U/min. anzeigte, also 500 Touren über Nennleistung. Dennoch vibrierte das Einzylinder-Aggregat nicht unziemlich. Wie überhaupt der Motorlauf als insgesamt komfortabel bezeichnet werden kann.

Als Speed-King taugt der X-Town auch in seiner neuen CT-Version nicht; schließlich stellt er weiterhin das Einstiegsmodell in Kymcos Mittelklasse-Rollerwelt dar. Aber die Leistung reicht dank guter Abstimmung der Variomatik zum problemlosen Mittschwimmen im Verkehr auch beim Fahren zu zweit gut aus. Das Fahrwerk empfinden wir als komfortabel, ohne Schwammigkeit. Deshalb lassen sich Kurven flott und sicher umrunden, auch größere Schräglagen schmälern nicht des Fahrers Wohlbefinden. Die beiden Scheibenbremsen verzögern gut, das ABS regelt bei Bedarf ausreichend fein und schnell.

Auch bei der Neuauflage des X-Town stand Leichtbau nicht im Lastenheft der Entwickler. Das um 2 auf nun 198 Kilogramm gesunkene Leergewicht resultiert aus einem kleineren Vorderrad und der Verkleinerung des Tanks, der statt vormals 13 nun 10,5 Liter fasst. Die Reichweite leidet darunter nicht nennenswert, weil der Verbrauch erheblich reduziert werden konnte: Statt mit einst 3,5 bis 5,3 Liter kamen wir nun mit 3,3 bis 3,8 Litern Benzin 100 Kilometer weit. Es muss allerdings E5-Qualität sein, E10-Treibstoff ist nicht zulässig; vor seiner Verwendung warnt ein Aufkleber auf dem Tankdeckel. Die ebenso gute wie betagte Konstruktion des Zweiventilers stellt offenbar gewisse Grundanforderungen.

Wesentlichster Unterschied beim Fahren ist die Sitzposition; sie ist deutlich aufrechter, weil es nun einen freien Durchstieg im Fußraum gibt und die Unterschenkel des Fahrers deshalb senkrecht stehen. Weil auch der Radstand kürzer ist und das Vorderrad von 14 auf 13 Zoll Durchmesser geschrumpft wurde, fühlt sich der X-Town CT 300i ein wenig agiler an als das Vorgängermodell. Nicht geändert hat sich die Ausstattungs-Philosophie von Kymco: Als Einstiegsmodell in die 300er Klassen bietet er nur das zum Fahren Nötige. Zwischen Drehzahlmesser und Tachometer, beides Analoginstrumente mit runden Skalen, gibt es ein kleines LC-Display, in dem Uhrzeit und Umgebungstemperatur sowie der Kilometerstand bzw. die Tageskilometer und die Bordspannung zu sehen sind. Zudem werden Motortemperatur und Benzinvorrat mittels Balkendiagrammen angezeigt. Bei praller Sonne reflektieren die Cockpit-Instrumente leider arg, ansonsten sind die Skalen gut ablesbar. Statt zwei Ablagefächern in der Frontschürze gibt es nur noch eines, auch der Untersitz-Stauraum - wie bisher hell beleuchtet - ist kleiner geworden; ein ausgewachsener Helm sowie etwas Kleinzeug finden aber noch Platz, das ist praktisch. Auch beim Wind- und Wetterschutz kann der X-Town punkten. Das Windschild ist ausreichend groß, ohne deshalb gröbere Turbulenzen am Fahrerhelm auszulösen. Die Schutzfunktion der Beinverkleidung erfüllt die klassenüblichen Ansprüche. Die Entriegelung des Sitzbankschlosses erfolgt, wie üblich, am Zünd-/Lenkschloss, ein Keyless-System spendiert Kymco erst seinen teureren Modellen. Aber dieses System sehen viele Rollerfahrer ohnehin als überflüssigen Schnickschnack an.

Die neue Karosserie mit den hübschen Positionsleuchten im Stil einer Tagfahr-Illumination erfreut das Auge; das sehr breite Rücklicht ist sogar ein echter Hingucker. Auch die Fahrzeugfront erscheint frisch und modern. Zusammen mit dem schon erwähnten freien Durchstieg ein Fortschritt auf ganzer Linie. Bei der 125er Version behält Kymco übrigens die Tunnel-Konstruktion bei, nix freier Durchstieg.

Weil das Fahrwerk geschmeidiger arbeitet als beim Vormodell, ist unsere Mängelliste am Kymco X-Town CT 300i recht kurz geworden: Wir vermissen einen Blinkertacker als Erinnerungshilfe ans Rückstellen, auch erschwert der kurze Einfüllstutzen das Tanken; Man muss mit der Zapfpistole sehr vorsichtig agieren. Angesichts des nach wie vor sehr günstigen Preises - der X-Town CT 300i kostet 4.400 Euro und ist damit gegenüber 2017 um lediglich 100 Euro teurer geworden - ist das allerdings Jammern auf hohem Niveau. Denn alles in allem macht das Fahren mit diesem gelungenen Roller ob seiner Unkompliziertheit, Ausgewogenheit und seines Fahrkomforts Freude.



Technische Daten Kymco X-Town CT 300i

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 276 ccm Hubraum, zwei Ventile pro Zylinder,16,8 kW/22,9 PS bei 7.500 U/min., 24 Nm bei 6.500 U/min; Einspritzung, stufenlose Variomatic, Fliehkraftkupplung, Riemenantrieb.

Fahrwerk: Stahlrohrrahmen; vorne 4,1 cm Telegabel, 11 cm Federweg; hinten Triebsatzschwinge, zwei Federbeine, Vorspannung einstellbar, 10 cm Federweg; Leichtmetallgussfelgen; Reifen 120/70-13 (vorne) und 150/70-13 (hinten). 26 cm Einscheibenbremse vorne, 24 cm Einscheibenbremse hinten.

Assistenzsysteme: ABS.

Maße und Gewichte: Radstand 1,5 m, Sitzhöhe 78,5 cm, Gewicht fahrfertig 198 kg; Tankinhalt 10,5 l.

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 117 km/h.

Verbrauch: Normverbrauch lt. EU5 2,7 l/100 km, Testverbrauch 3,3 bis 3,8 l/100 km.

Preis: 4.399 Euro zzgl. Nebenkosten

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