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Sonst noch was? - Planung ist alles

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  • 25. Oktober 2024, 16:38 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X
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Sonst noch was? Foto: SP-X

Wenn der Verkehrsminister etwas vorstellt, sind wir immer sehr gespannt. Dieses Mal sogar zu Recht. Wobei so richtig viel Neues kam dann doch. Nicht raus.

Ganz klar, wer planen will, braucht eine Grundlage. Das gilt natürlich auch für die für den Verkehr. Wenn Straßen entworfen oder Schienen neu verlegt werden sollen, muss man eben begründen können warum. Dazu bedarf es einer Prognose und just die hat das Verkehrsministerium dieser Tage upgedatet. Die letzte war immerhin schon zehn Jahre alt, es war also Zeit für eine Anpassung an die aktuelle Lage und die Zukunft.

Derlei denkt sich das Ministerium natürlich nicht selbst aus, dafür gibt es wissenschaftlich arbeitende Agenturen. Der Politik obliegt es dann, aus den Ergebnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen und die dann auch noch mit den eigenen politischen Wünschen und denen des Wählers oder das, was man dafür hält, in Übereinstimmung zu bringen.

Die gute Nachricht aus Sicht des Verkehrsministeriums ist, auch 2040 - solange denken die Prognoseforscher voraus - werden die meisten Personenkilometer mit Autos und Motorrädern zugelegt. Das liegt vor allem daran, dass die Forscher mit einem veritableren Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung rechnen. Und immer mehr Menschen müssen dann eben mobil sein. Das Verkehrsaufkommen wird wachsen und damit auch die Wichtigkeit des zugehörigen Ministeriums.

Relativ gesehen wird der motorisierte Individualverkehr aber an Bedeutung verlieren. Statt rund 75 Prozent Anteil am Gesamtverkehr werden es „nur“ noch knapp 69 Prozent sein. Was auf den ersten Blick wenig zu sein scheint, ist für die Forscher aber „eine Verschiebung in einer Größenordnung, die wir so in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gekannt haben“. Und nebenbei ist sie eine prima Grundlage für, sagen wir mal, künftige politische Diskussionen. Ob Straßen deshalb neu gebaut werden müssen oder nur erhalten, ist beispielsweise eine Frage, über die man sich zanken kann.

Laut der Prognose wächst übrigens der Personenverkehr der Bahn mal eben um 30 Prozent und deckt dann immerhin 13 Prozent des Transportbedarfs ab. Kein Witz. Man freut sich schon auf viele neu Strecken und Schienen und Baustellen nebst Verspätungen. Der Flugverkehr nimmt ebenfalls dramatisch zu und auch das Fahrrad wird mehr benutzt. Beide legen ebenfalls um rund 30 Prozent zu.

Dass entsprechend der wachsenden Bevölkerung auch der Transportbedarf von Gütern zunimmt, ist dann keine Überraschung mehr. Gut ein Drittel mehr darf es schon sein für Lkw und Bahn. Einzig die Schifffahrt wird zurückgehen, weil es eben weniger Schüttgüter geben wird in einer Industrie, die sich von fossilen Brennstoffen verabschiedet.

Soweit die Prognose, jetzt kommt es darauf an, was man draus macht. Es gibt Staaten, die beschließen in solchen Situationen Maßnahmen, um die Nutzung von Verkehrsmitteln zu steuern und es gibt welche, die passen ihre geplanten Maßnahmen an neue Zahlen an, bleiben aber im alten Schema. Deutschland neigt zu letzterem, weshalb, auch das ein Ergebnis der Prognose, der Verkehr auch 20240 seine selbst gesetzten Klimaschutzziele verfehlen wird.

Wie das aber mit Prognosen so ist: Sie basieren auf Annahmen, die man ändern kann. Variiert man nur ein paar der Erwartungen, ändert sich das Ergebnis durchaus merklich. Vorgestellt wurde bislang nur das Basisszenario, also eine gehobene Version von weiter so. In der ist übrigens auch eine Pkw-Maut enthalten, ein Tempolimit aber nicht. Andere Szenarien sind noch in der Abstimmung.

Wir sind gespannt, welche Ideen dann daraus entstehen werden und wie die dann wieder von den verschiedenen Lobbygruppen aus Autoindustrie, Bahn oder Luftfahrt in ihrem jeweiligen Sinne interpretiert und den Parteien erklärt werden. Die müssen dann nur noch ihren Wählern erklären, wofür sie und wogegen sie sind - und warum. Eigentlich doch ganz einfach.

Bevor wir es vergessen. Just diese Woche hat das Verkehrsministerium die Millionenbürgschaft für den Flugtaxihersteller Lilium verworfen und schon meldet der Insolvenz an. Immerhin lag hier das Ministerium mal richtig.
Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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