Ratgeber

6 Irrtümer und Mythen über Winterreifen

  • In RATGEBER
  • 3. Dezember 2019
  • Redaktion

Es gibt viele Halbwahrheiten, Mythen und Irrtümer, die rund um das Thema Winterreifen kursieren. Sei es die Winterreifenpflicht, die Höhe des Spritverbrauchs oder die Mindestprofiltiefe – nicht alles davon entspricht der Wahrheit. Wenn die Nächte lang und kalt werden und in den Höhenlagen bereits der erste Schneefall gemeldet wird, ist es spätestens Zeit für die Winterreifen. Viele Autofahrer geraten – rein gedanklich - ins Schleudern, wenn es um Fakten über Winterreifen geht. Der Beitrag klärt Irrtümer und Mythen auf.

1. Winterreifen sind von Oktober bis Ostern Pflicht

In der Aussage, dass Winterreifen von „O bis O“, also von Oktober bis Ostern Pflicht sind, steckt ein  Fünkchen Wahrheit. Gesetzlich festgelegt ist der Stichtag allerdings nicht, doch eine „situative Winterreifenpflicht“ ist tatsächlich vom Staat in der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben. Was im Einzelnen dahintersteckt, ist im Beitrag „Winterreifenpflicht in Deutschland: Das steckt wirklich dahinter?“ zu lesen.

Es ist wahr, dass Winterreifen aufgezogen werden müssen, wenn es die Straßenverhältnisse erfordern. Scheint im Winter die Sonne und ist die Straße trocken, dürfte man rein rechtlich gesehen im Prinzip auch mit den Sommerpneus fahren. Das Datum auf dem Kalender spielt überhaupt keine Rolle und auch nicht der Umstand, dass das Thermometer unter null Grad gefallen ist. Wer zu der Fraktion der vorsichtigen Autofahrer gehört, die ihr Fahrzeug bei Schnee und Eis oder Reifglätte ohnehin nicht fahren, sondern in der Garage abstellen, braucht auch keine Winterreifen aufziehen. Doch das ist natürlich nur graue Theorie. Die Praktikerlösung lautet deshalb, mit Beginn der kühlen Jahreszeit Reifen aufzuziehen, die mit den schwierigen Straßenverhältnissen des Winters zurechtkommen. Denn schließlich kann ein Wintereinbruch buchstäblich über Nacht geschehen. Wer sich irgendwie mit Sommerreifen durch den Winter mogeln will und bei winterlichen Straßenverhältnissen erwischt wird, muss mit einer saftigen Strafe rechnen. Unter anderem auch deshalb hält sich hartnäckig die Annahme, dass Sommerreifen im Winter tabu sind. Doch ganz genau besehen, stimmt die Aussage so nicht.

2. Winterreifen sind auch im Sommer sicher

Die klare Antwort auf diesen eindeutigen Irrtum lautet: Nein! Das Problem ist, dass die Bremsleistung von Winterreifen bei hohen Temperaturen deutlich nachlässt. Auf trockener Fahrbahn und bei steigenden Temperaturen verlängert sich der Bremsweg bei Tempo 100 um 10 bis 20 Prozent. Hinzu kommt ein weiteres Problem, nämlich die nachlassende Fahrstabilität. Winterreifen sind auf Straßenverhältnisse im Winter ausgerichtet und ihre Haftung ist in einem bestimmten Temperaturbereich ideal. Werden sie im Sommer eingesetzt, können sie nicht ihre volle Leistungsfähigkeit entwickeln. Die Pneus sind technisch gesehen speziell für die Nutzung in den Wintermonaten hergestellt und es ist dringend ratsam, die passenden Winterkompletträder bzw. Winterreifen für das Fahrzeug auch zu benutzen. Im Übrigen ist der wirtschaftliche Aspekt nicht zu vernachlässigen. Winterreifen nutzen sich im Sommer stärker ab. Somit wäre es bei ganzjähriger Nutzung nötig, früher als eigentlich erforderlich, neue Reifen zu erwerben. Im Winter mit Winterreifen und im Sommer mit Sommerreifen zu fahren ist deshalb aus wirtschaftlichen und aus technischen Gründen die richtige Entscheidung.

3. Ganzjahresreifen sind ein guter Kompromiss

Ganzjahresreifen können dann akzeptabel sein, wenn es die lokalen Witterungsbedingungen entsprechend zulassen. Im Reifen-Ratgeber „Für wen taugen Ganzjahresreifen?“ wird genau erklärt, was darunter zu verstehen ist. Auf eine kurze Formel gebracht lässt sich folgendes sagen: Die Spezialreifen für Sommer und Winter sind immer die beste Wahl.

4. Reifen mit dem Aufdruck M + S sind gute Winterreifen

Der Aufdruck M + S steht für „Matsch und Schnee“ und weist nach landläufiger Meinung darauf hin, dass es sich um Winterreifen handelt. Das ist nicht mehr richtig, denn es hat sich ein Problem ergeben, das auch mit den großen SUVs zusammenhängt, die auf deutschen Straßen mehr und mehr zu sehen sind. Diese Fahrzeuge werden nach nordamerikanischen Standards mit Reifen versehen, die irreführenderweise mit dem M + S Kürzel ausgestattet sind. Für den Einsatz im Winter sind sie im Prinzip nicht geeignet. Neue Reifen in Deutschland müssen seit dem 01.01.2018 zusätzlich zu den beiden Buchstaben noch das Symbol einer Bergreihe mit Schneeflocken tragen, man nennt es auch das „Alpine“-Symbol. Diese Kombination kennzeichnet in Deutschland zugelassene Winterreifen. Wer heute noch mit alten Reifen unterwegs ist, die die alte Bezeichnung aufweisen, muss spätestens im September 2024 umsteigen, denn dann endet die Übergangsfrist.

5. Die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter reicht auch im Winter

Gesetzlich betrachtet stimmt die Aussage. Vorgeschrieben sind bei allen Reifen, egal ob im Sommer oder im Winter, Profiltiefen von mindestens 1,6 mm. Doch der gesunde Menschenverstand gibt auf die Frage, ob diese Profiltiefe wirklich reicht, eine andere Antwort.

Winterreifen weisen eine spezielle Oberfläche auf. Wenn sie auf glatten Straßen unterwegs sind, bietet ihre spezielle Oberfläche optimale Haftung. In diesem Punkt unterscheiden sie sich von Sommerreifen und haben hier ihren technischen Vorteil. Nutzt sich nun ein Winterreifen ab, verschwindet auch die besondere Oberflächenstruktur. Sie ist dann nur noch teilweise vorhanden. Die Winterreifen verlieren ihre bestmöglichen Haftungseigenschaften. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine höhere Profiltiefe bei Winterreifen zu bevorzugen. Profis sprechen von 4 mm bei Winterreifen. Wer keinen Zollstock zur Hand hat, nutzt ein 2-Euro-Stück. Der äußere silberne Rand beträgt 4 mm. Verschwindet dieser ganz im Profil, sind die Winterreifen für den Einsatz im Winter noch in Ordnung.

6. Ein Auto mit Winterreifen verbraucht deutlich mehr Sprit

Auch hier sitzen die meisten Autofahrer einem Irrtum auf. Es stimmt, dass ein Auto im Winter in der Regel mehr Sprit verbraucht. Es stimmt nicht, dass der Mehrverbrauch in vollem Umfang auf die Winterreifen zurückzuführen ist. Wahr ist hingegen, dass im Winter die Heizung läuft, Sitzheizungen angeschaltet und Scheiben belüftet werden. Daher kommt der hohe Spritverbrauch.  Der Mehrverbrauch, der durch die Winterreifen verursacht wird, ist hingegen praktisch kaum messbar. Die Unterschiede vom Aufbau her bei Sommer- und Winterreifen sind ähnlich. Abgesehen von den zusätzlichen Lamellen der Winterreifen und einer etwas veränderten Zusammensetzung der Gummimischung ist der Rollwiderstand (und damit der Spritverbrauch) nicht wesentlich höher.

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