Oldtimer

Im Manta zum Manta ins Autokino - Legenden leben länger

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Sitlvoller Kinobesuch: Mit einem Manta zum neuen Manta-Film Foto: SP-X/Benjamin Bessinger

Natürlich lacht heute keiner mehr über die Witze, und die Klamotten von damals kommen hoffentlich nie wieder in Mode. Doch ein paar Ikonen der Achtziger bleiben offenbar ewig jung. Til Schweiger genau wie der Opel Manta - erst recht zusammen auf der Leinwand. Deshalb gibt es jetzt ein gemeinsames Comeback.

Der Mann an der Kasse hat entweder keine Laune oder keine Ahnung - oder er ist einfach zu jung. Zumindest reagiert er mit keiner Mine auf das Auto, das an diesem Samstagabend bei ihm am Schalter steht. Dabei gibt es eigentlich keinen passenderen Pkw für einen Abend im Autokino als einen Opel Manta - zumindest nicht hier und heute. Schließlich läuft auf der XXL-Leinwand in Gravenbruch nicht irgendein Actionschocker und keine x-beliebige Komödie, sondern die Neuauflage jenes Films, mit dem Til Schweiger dem Manta auf ewig ein Denkmal gesetzt hat und zugleich selbst zum Star aufgestiegen ist.

Während das Original mittlerweile genau wie der Klassiker hier am Kassenhäuschen ein H-Kennzeichen verdient hat, weil der Film von 1991 und das Auto vor der Leinwand sogar och viel älter ist, haben Schweiger und Konsorten die Neuauflage behutsam modernisiert, ohne sie mit allzu viel Tiefgang, gar Gesellschaftskritik oder etwa Klimasorgen zu überfrachten. Stattdessen passt das Skript dieser Story über Familie, Freundschaft und die Lust am Fahren wahrscheinlich auf eine Quittung für die Pinkelmaut.

Aber so, wie der Manta nie ein reinrassiger Sportwagen sein wollte, will auch der Film kein Kunstwerk sein und einfach nur Spaß bieten. Deshalb gibt es weder wilde Action, noch dramatische Wendungen. Wenn der abgehalfterte Rennfahrer Berti noch einmal hinters Lenkrad steigt, um mit dem Preisgeld eines Oldtimer-Rennens seine Werkstatt samt Kartbahn zu retten, und weil sein Sohn den für den Renneinsatz mühsam zusammenge- nun ja - liehenen Calibra im hormontriefenden Duell mit einem Nebenbuhler versenkt, dafür zusammen mit Freunden wie dem ewig kalauernden Klausi natürlich den anfangs sogar noch türkis-gelb lackierten Manta ausmottet, dann fühlt sich das an, wie eine Oldtimer-Rallye: gemütliches Cruisen in guter Gesellschaft, mit weiten Kurven und schönen Ausblicken, aber ohne Ehrgeiz und große Herausforderung. Fehlt eigentlich nur noch der Fuchsschwanz, den die Macher der Neuauflage irgendwie vergessen haben.

Dafür haben sie jede Menge Stars und Sternchen aufgeboten und ihnen wie etwa Lukas Podolski zumindest kleine Gastauftritte eingeräumt. Doch der eigentliche Star ist und bleibt das Auto - nicht umsonst zersägt Berti im großen Showdown all die Ford, VW, Mercedes und Audi und der Manta rollt unbeschadet dem Happy End entgegen.

Begonnen hat der Weg auf den Opel Olymp mehr als fünfzig Jahre früher im Herbst 1970: Entwickelt als Antwort auf den erfolgreichen Ford Capri und als kleinen Bruder der Corvette Stingray, die ebenfalls einen Teufelsrochen im Namen und als Logo auf dem Blech hatte. ,,Das Auto, das wir Ihnen heute präsentieren, stempelt kein anderes Modell zum alten Eisen, sondern gesellt sich zu unserem bisherigen Programm als wirkungsvolle Ergänzung und zur Deckung eines neu entstandenen Bedarfs", heißt es im Pressetext zur Jungfernfahrt, die passend zum maritimen Namen am Timmendorfer Strand inszeniert wurde.

Der technisch eng mit dem Ascona verwandte Manta ist neu, chic, sportlich und entspricht damit dem Zeitgeist. Attraktive, familientaugliche Coupés liegen voll im Trend. Individualismus ist gefragt, die formal eigenständige Linie des Manta kommt diesem Wunsch entgegen: Schon im ersten vollen Verkaufsjahr 1971 bringt Opel allein in Deutschland 56.200 Manta auf die Straße und baut in nur fünf Jahren exakt 498.553 Exemplare. Dabei decken die Hessen eine breite Spanne ab - vom bescheidenen 1,2-Liter mit mageren 60 PS an der Basis bis hin zum Top-Modell GT/E, dessen 1,9-Liter-Einspritzmotor mit Bosch L-Jetronic 105 PS leistet.

War der Manta A noch ein vergleichsweise seriöses Auto, wurde die zweite, ab 1975 gebaute Generation durch die Liebe der Fans und vor allem durch wildes 1980er-Jahre-Tuning zur Witzfigur auf Rädern, der Til Schweiger und Tina Ruland dann ein würdiges Denkmal gesetzt haben. Seinem Erfolg haben die bisweilen ziemlich wilden Umbauten aber genauso wenig geschadet wie seinem Ruhm: In beiden Generationen zusammen zwischen 1970 und 1988 gute eine Million Mal verkauft, mittlerweile aber selten geworden auf der Straße, ist der Manta nach wie vor ein Blickfang und allein sein Name sorgt bei Opel-Fans für ehrfürchtige Bewunderung.

Das wissen sie auch in Rüsselsheim und waren deshalb genauso rührig wie Til Schweiger: Nicht nur, dass der Manta A mit seinem schmalen Kühlergrill die Inspiration für das aktuelle Markengesicht der Hessen, den so genannten ,,Vizor" war. Nein, sie haben sogar einen Oldtimer elektrifiziert und ihn als Restomod zum ultracoolen Werbeträger für den Wandel zum reinen Elektroanbieter gemacht, den Opel bis 2028 durchziehen will. Und was für ein Zufall, taucht der gelbe Manta GT/E rund um den Film immer mal wieder bei PR-Terminen vor den großen Kinos auf. Spätestens der hätte dem jungen Mann den Kassenhäuschen vielleicht eine Regung entlockt.

Aber immerhin gucken die anderen Gäste, die in langweiligen Neuwagen neben dem weißen Klassiker aus Rüsselsheim stehen und ihren Opel-Kompass gerade zwei Stunden lang frisch eingenordet haben. Denn als die Zeitreise zu Ende geht und schon der Abspann über die Leinwand flimmert, hat der Oldtimer noch einmal seinen großen Auftritt: Weil er auch nach einem Abend mit Licht und Radio aber ohne Motor anstandslos anspringt und sich die andern erst sortieren müssen, rollt er als erstes vom Platz und erntet dabei reichlich Szenenapplaus.

Nur bei dem Mann vorne an der Kasse klingelt noch immer nichts. Aber auch das wird sich vielleicht bald ändern. Denn während Til Schweiger auf die Frage nach einem dritten Teil in den Interviews zum Film noch herumdruckst, hat Opel bereits ganz klar kommuniziert: ,,Fortsetzung folgt!" Der Manta kommt in der zweiten Hälfte der Dekade als Elektroauto zurück.

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