Klein, aber süß: Der Fiat Topolino setzt auf Design und Dolce Vita-Gefühle. Aber er ist kein Auto.
Wie aus schnöden Alltagsdingen schicke Gebrauchsgegenstände werden, stellen italienische Designer - man denke zum Beispiel an Alessi - immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. Aber auch die Auto-Designer aus dem Land, wo nicht nur die Zitronen blühen, sondern auch stilvoll ausgepresst werden, haben oftmals ein feines Händchen für den schönen Schein.
Das sieht man zum Beispiel am Fiat Topolino, der ab August zu Preisen von rund 9.900 Euro erhältlich ist. Das kurze Wägelchen ist baugleich mit dem Citroen Ami sowie dem Opel Rocks-e, besticht aber trotzdem durch eigenständige Designideen. So gibt es das Schnuckelchen in der Version ,,Dolce Vita" mit Rolldach - ist wörtlich zu nehmen - und ohne Seitentüren, ideal für das Flanieren auf Strandpromenaden oder auf staugeplagten Küstenstraßen wie etwa in Südfrankreich oder in Rimini oder Amalfi in Italien. Denn wie die mit zwei Türen geschlossene Version mit Glasdach erreicht der offene Topolino maximal 45 km/h.
Zur Einordnung: Der Topolino (auf Deutsch: Mäuschen) ist wie seine Stellantis-Konzerngeschwister kein Pkw, sondern ein Vehikel der Fahrzeugklasse L6e. Für die gelten besondere Vorschriften, die Gewicht, Geschwindigkeit und Leistung betreffen. So dürfen diese Fahrzeuge ohne Batterie nicht mehr als 425 Kilogramm auf die Waage bringen, nicht schneller als 45 km/h fahren und die Leistung des E-Motors ist auf 6 kW/8,2 PS limitiert. Sicherheitssysteme wie ABS, ESP, Fahrerassistenten sind nicht an Bord, Komfortannehmlichkeiten wie Klimaanlage oder elektrisch verstellbare Fenster ebenfalls nicht.
Zurück zum Dolce Vita: Das Textilgewebe wird bei Sonnenschein einfach händisch nach hinten gerollt und mit Klettverschlüssen fixiert. Sollte es Regen geben, muss man anhalten, das Verdeck wieder entrollen. Anschließend wird das Ganze mittels eines umlaufenden Reißverschlusses verschlossen. Statt der Seitentüren gibt es zwei Taue. Das muss man mögen, allzu viel Seitenwind sollte jedenfalls nicht herrschen, sonst werden die zwei Insassen ordentlich durchgepustet und bei Regen auch durchnässt.
Nicht ganz so schick, dafür alltagstauglicher ist der geschlossene Topolino. Die Fahrertür ist hinten angeschlagen, die Beifahrertür vorne. Geöffnet werden sie per Druck auf einen großen Knopf, die Fahrertür öffnet sich nach vorne, die Beifahrertür nach hinten. Das Platzangebot des 2,53 Meter langen Fahrzeugs geht in Ordnung. Der Fahrersitz ist verstellbar, der Co-Pilot nimmt auf einem ganz hinten montierten Sitz Platz. Trotz der geringen Breite von 1,40 Meter kommt man sich so nicht nahe. Hinter den Sitzen lassen sich Handtaschen verstauen, im Fußraum des Beifahrers größere Gegenstände wie Einkaufstaschen. Einen Kofferraum gibt es nicht, dafür optional einen Heckgepäckträger. Im Innenraum kommt viel Hartplastik zum Einsatz, die Einrichtung ist minimalistisch. Außer einem Lenkrad, einem kleinen Fahrer-Display für Geschwindigkeit und Reichweite, drei Tasten für die Fahrmodi (D, N und R), einem USB-Anschluss und Seitentaschen in den Innentüren sowie einem großen Handbremshebel ist nicht viel an Bord. Immerhin: Die Rolle auf dem Armaturenbrett, die an ein Strandtuch erinnert, sieht hübsch aus.
Gestartet wird klassisch mit einem Schlüssel, zum Losfahren drückt man auf D, löst die Handbremse und los geht es. Die 8 PS reichen, das elektrische City-Mobil in Bewegung zu setzen. Ein beherzter Tritt aufs Beschleunigungspedal sorgt dafür, dass man die Maximalgeschwindigkeit in 10 Sekunden erreicht. Fiat gibt die Reichweite mit 75 Kilometer an, der Verbrauch liegt zwischen 7 und 8 kWh. Dass das Display bei Sonnenschein nicht gut ablesbar ist, macht nichts. An den lauten oder sehr lauten Pfeifgeräuschen des E-Motors kann man unterscheiden, wie schnell man unterwegs ist. Bei ersten Testfahrten in Frankfurt gelang das Mitschwimmen im Verkehr ohne Probleme, nur einem aufgeregten Mopedfahrer waren die Beschleunigungswerte zu langsam und überholte daher wild hupend. Auf Kurzstrecken sind die harten Sitze erträglich, auch der mangelnden Federungskomfort lässt sich verschmerzen. Das Fahren über Kopfsteinpflaster sollte man aber meiden. Mit diesem Untergrund mutiert das Mäuschen zum Hoppelhasen. Bei schönem Wetter kann man die untere Hälfte der Seitenscheiben wie früher bei der Ente (Citroen 2CV) hochklappen, das verbessert die Luftzirkulation. Die Sicht nach hinten ist eingeschränkt, da die zwei Außenspiegel sehr klein sind. Ein Innenraum-Rückspiegel ist nicht vorgesehen.
Das Laden des kleinen Akkus dauert. Rund 4 Stunden muss man einplanen, da nur mit 2,3 kW geladen wird. Das kann an einer Haushaltssteckdose oder mittels eines Adapters (Aufpreis: 365 Euro) an einer Wallbox geschehen.
Apropos Aufpreis: Natürlich bietet Fiat einige Individualisierungsofferten für die beiden je rund 9.900 Euro teuren Versionen. Der Gepäckträger kostet 300 Euro und ein Ventilator für das Armaturenbrett ist für knapp 40 Euro sowie ein Trennnetz für den Fußraum auf der Beifahrerseite für 30 Euro zu haben. Wohl das wichtigste Zubehör dürfte aber die Möglichkeit sein, das eigene Smartphone über den Magic Button (50 Euro) zu verbinden und als Infotainmentsystem zu nutzen.
Der Fiat Topolino eignet sich für die Stadt, wo die Geschwindigkeitsunterschiede zu den anderen Verkehrsteilnehmern nicht groß sind. In limitierten 30er oder 20er-Zonen fällt er sogar nur optisch auf. Für den City-Einsatz spricht auch sein geringer Platzbedarf. Für das Fahren auf Landstraßen bedarf es eines dicken Fells, um die von hinten drängelnden Pkw zu ignorieren und generell genug Mut, da überhaupt zu fahren.
Fiat Topolino - Technische Daten:
Zweitüriges Leichtkraftmobil mit elektrischem Antrieb (L6e); Länge: 2,54 Meter, Breite: 1,40 Meter, Höhe: 1,53 Meter, Stauvolumen im Innenraum: 63 Liter
Permanentmagnet E-Motor, Leistung 6 kW/8,2 PS, maximales Drehmoment. 44 Nm, Eingang-Automatikgetriebe, Batterie: 7 kWh (5,5 kWh netto), Vmax: 45 km/h, 0 auf 45 km/h: 10 s, Verbrauch: 7,2 - 8 kWh/100 km, max. Reichweite 75 km (WLTP), Ladeleistung: 2,3 kW, Preis: ab 9.890 Euro
Fiat Topolino - Kurzcharakteristik
Warum: sieht einfach süß aus, passt für die Stadt
Warum nicht: zu langsam für die Landstraße
Was sonst: Citroen Ami, Opel Rocks-e, Lastenfahrrad, zu Fuß an der Strandpromenade flanieren
Wann: bereits bestellbar, Auslieferungen ab August