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Fahrbericht: Yamaha TMAX Tech Max - Gut gereift

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Der mit 219 Kilogramm recht leichtgewichtige Maxi-Sportroller absolviert selbst achterbahnartige Kurvenkombinationen gleichermaßen agil wie souverän Foto: Yamaha

Der 2001 von Yamaha erstmals präsentierte Sport-Scooter TMAX hat sich im Lauf von 24 Jahren zu einer Institution entwickelt. Jetzt startet die neunte Generation.

Mit der gerade vorgestellten neunten Generation des Sport-Scooters TMAX will Yamaha seine führende Marktposition in diesem Segment behaupten. Das dürfte gelingen, wie eine erste Ausfahrt mit dem ab rund 14.000 Euro bestellbaren TMAX auf den kurvenreichen Straßen im gebirgigen Hinterland der spanischen Provinzhauptstadt Alicante zeigte.  

Der mit 219 Kilogramm recht leichtgewichtige Maxi-Sportroller absolviert selbst achterbahnartige Kurvenkombinationen gleichermaßen agil wie souverän, verwöhnt seinen Fahrer mit exzellentem Windschutz und bleibt auch bei Tempo 170 auf der Autobahn stabil in der Spur. Man merkt dem Yamaha TMAX schon nach kurzer Fahrtstrecke an, dass er eine lange Reifezeit absolviert hat.

Neu ist die Konfiguration des Zweizylinder-Reihenmotors nach Euro 5+; die Maximalleistung des 560 Kubik-Motors liegt bei vernünftigen 35 kW/48 PS, was A2-Besitzer erfreuen dürfte. Das Triebwerk ist ein Muster an Laufkultur, dreht spritzig hoch und ist leidlich sparsam; der Durchschnittsverbrauch liegt bei sehr zügiger Fahrweise in der Fünfliter-Region. Damit ermöglicht der 15 Liter-Tank stets zumindest 250 Kilometer unbeschwerte Reichweite.

Deutlich weiterentwickelt hat Yamaha die elektronischen Assistenzsysteme: Durch den erstmaligen Einbau einer IMU in einen Scooter lassen sich die Bremskontrolle wie die Traktionskontrolle nunmehr auch in Schräglage beeinflussen. Obwohl das Datenblatt deutlich unterschiedliche Kurven für die Fahrmodi T (für Touring) und S (für Sport) angibt, empfanden wir die Unterschiede in der Praxis als nicht besonders bedeutsam. Die grundsätzliche Trägheit einer Variomatic lässt sich von einem „schnellen“ Gasbefehl nicht so leicht beeinflussen.

Beeindruckend ist die Fahrpräzision. Er lenkt schnell und sauber ein, gibt sich trotz seines langen Radstands ausgesprochen handlich und setzt in scharf gefahrenen Kurven erst sehr spät mit dem Seitenständer auf. Zudem beißen die drei Scheibenbremsen gut dosierbar zu, die Bremsstabilität ist perfekt. Damit sind Optik und Fahrpräzision ungefähr auf gleichem Niveau, denn die neunte Generation des TMAX hat eine kantiger gezeichnete Karosserie bekommen. Die Platzverhältnisse sind weiterhin gut, der Mitteltunnel samt Tank ist aber leider nicht schmäler geworden. Sitz, Griffe und Fußraum lassen für Menschen normaler Größe keine Wünsche offen.

Bei sämtlichen fahrdynamischen Eigenschaften spielt es keine Rolle, ob man die Grundversion TMAX oder die besonders gut ausgestattete, ansonsten aber identische Edelversion TMAX Tech Max pilotiert; letztere kann ihre Vorzüge (Griff- und Sitzheizung, elektrisch verstellbare Windschutzscheibe, Tempomat, einstellbare Hinterradfederung, Reifendrucküberwachungssystem sowie hinterleuchtete Lenkerschalter) insbesondere bei kühlem, aber auch regnerischem Wetter und natürlich bei Dunkelheit ausspielen.

Die bei Bedarf hoch aufragende Scheibe überzeugt aber nicht nur durch einen sehr guten Windschutz, sondern auch durch große Ruhe und die Abwesenheit von Turbulenzen am Helm. Die Bedienung der Scheibenverstellung erfolgt über einen Fünfwege-Schalter, der im Bordcomputer-Menü für viele weitere Funktionen Verwendung findet. Daran muss man sich gewöhnen, aber die recht gute Bedienlogik macht das nicht besonders schwierig. Die zwei Kilogramm Mehrgewicht der Tech Max-Version sind nicht spürbar.

Der TMAX ist seit seiner Präsentation im Jahr 2001 ein sehr sportiver Scooter; luxuriös wurde er mit Einführung der Tech Max-Version. Dass mittlerweile samt Kartennavigation (mit Smartphone-Hilfe) und Sieben-Zoll-Farbdisplay so gut wie kein Ausstattungswunsch unerfüllt bleibt, zeigt das reichliche Zubehör, das in gleich sechs Paketen erhältlich ist: Primär werden Gepäcklösungen sowie optische Verfeinerungen, teils auch technische Finessen angeboten.

Das gute Image, das der Yamaha TMAX schon seit Jahren genießt, will bezahlt sein: Unter knapp über 14.000 Euro für den normalen TMAX geht nichts, die Tech Max-Version erfordert 1.900 Euro Aufpreis. Wer jemals mit diesem Yamaha-Zweirad unterwegs war, weiß, dass Motorräder schon deutlich leistungsstärker sein müssen als dieser A2-Scooter, um ähnlich viel Fahrspaß zu bereiten.



Yamaha TMAX Tech Max - Technische Daten:

Motor:  Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 4 Ventile, DOHC, 562 ccm Hubraum, 35 kW/47,6 PS bei 7.000 U/min., 55 Nm bei 5.250/min; Einspritzung, Fliehkraftkupplung, stufenloses CVT-Getriebe, Riemenantrieb

Fahrwerk: Aluminium-Druckgussrahmen; vorne Telegabel ø 4,1 cm, 12 cm Federweg; Leichtmetall-Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Vorspannung einstellbar, 11,7 cm Federweg; Aluminiumgussräder; schlauchlose Reifen 120/70 R 15 (vorne) und 160/60 R 15 (hinten). 26,7 cm Doppelscheibenbremse vorne, 26,7 cm Einscheibenbremse hinten

Assistenzsysteme: Zweikreis-ABS, Traktionskontrolle, Bremskontrolle, Tempomat
Maße und Gewichte: Radstand 1,575 m, Sitzhöhe 80 cm, Gewicht fahrfertig 221 kg, Zuladung 194 kg; Tankinhalt 15 Liter

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 165 km/h, Normverbrauch lt. EU5+ 4,8 l/100 km,

Farben: Ceramix Grey, Dark Magma

Preis: ab 16.049 Euro (TMAX ab 14.149 Euro)

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